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Musik im Herzen

Hanna kam über die Organisation „Internationalen Freiwilligeneinsätze“ zu Elijah und erzählt im Jahresbericht von ihrem Volontariat 2022/23 in Rumänien:

Zu meinem Freiwilligendienst in Rumänien bin ich über Umwege gekommen, denn eigentlich bin ich „Bankerin“ und habe nach der Matura fünf Jahre bei einer Bank gearbeitet. Aus dem Wunsch nach Veränderung heraus habe ich mich im Internet informiert und bin dann auf die Möglichkeit eines Freiwilligen Sozialen Jahres gestoßen. Für den Verein Elijah habe ich mich schlussendlich entschieden, weil ich mich hier am besten aufgehoben fühlte und von Anfang an ihre Freude spürte, mich als Freiwillige in ihrer Gemeinschaft und ihren Projekten aufzunehmen.

Ich habe großen Gefallen an der Arbeit mit Kindern gefunden. Mit ihrem Lachen, ihrer Offenheit und der „Situationskomik“, die so oft entsteht, sind sie mir sehr ans Herz gewachsen. Mir ist klar geworden, wie schwierig die Situationen in den Familien der Kinder sind und wie wichtig und schön es für die Kinder ist, einen Ort der Sicherheit in unseren Zentren zu haben, wo sie einfach sie selbst sein können. Das Leben in der Gemeinschaft hier ist etwas Einzigartiges. Ich durfte sehr viele liebe und tolle Menschen kennenlernen und auch viel über Sozialarbeit erfahren, was mir in meinem zukünftigen Studium sicher
sehr helfen wird.

Besonders ans Herz gewachsen ist mir die vierzehnjährige Paula, eins der Mädchen, die wir in unserer Gemeinschaft aufgenommen haben. Da sie die ganze Zeit über bei uns gewohnt hat, konnte ich mit ihr eine gute Beziehung aufbauen. Ich versuchte einfach immer, für sie da zu sein, sie zu verstehen und ihr weiterzuhelfen. Im Gegenzug half sie mir mit der rumänischen Sprache weiter – so haben wir uns von Anfang an gut ergänzt. Durch ihre langjährige Erfahrung in der Elijah-Gemeinschaft kennt sie auch die Situation mit den Freiwilligen sehr gut und weiß, wie sie damit umgehen muss.

Ich habe in meiner Zeit in Rumänien für mich erkennen dürfen, wie viel ich besitze, wie „reich“ und frei ich bin, wie privilegiert ich aufgewachsen bin im Vergleich zu allen Mädchen hier. Für mich war es immer selbstverständlich, die Schule zu besuchen oder mir den Partner selbst auszusuchen – für die Mädchen hier ist das alles andere als selbstverständlich. Ich konnte meinen Lebensweg eben immer von vornherein selbst wählen, für mich selbst entscheiden und wurde dabei stets von meiner Familie unterstützt. Das ist hier oft nicht der Fall.

Wenn ich die Augen schließe, sehe ich als inneres Bild die Gesichter der vielen großartigen Menschen hier, die ich immer in meinem Herzen tragen werde. Ich höre das Kinderlachen, aber auch die Manele-Musik. Wir haben in der Gemeinschaft immer mit Jugendlichen zusammengewohnt und es ist sehr typisch für Roma, den ganzen Tag Musik aufzudrehen. Generell die Musik ist sehr wichtig und alle Kinder sind sehr musikalisch. Bei ihnen kommt die Musik einfach direkt aus dem Herzen, das hört und spürt man einfach. Bei uns habe ich oft das Gefühl, dass alles sehr „verkopft“ ist. Dasselbe gilt auch für das Tanzen. Ich habe noch nie zuvor fünfjährige Mädchen so tanzen gesehen, das war und ist sehr besonders für mich.
Ich höre die Lieder, die wir in den heiligen Messen gesungen haben, denn ein großer Teil bei einem Freiwilligeneinsatz bei Elijah ist auch der spirituelle Teil. Durch das tägliche Morgengebet und die heiligen Messen sowie auch die Bibelschule kann man hier Gott nahe sein. Wenn man offen dafür ist, wird man hier bestimmt auch eine Veränderung bei sich bemerken. Noch nie zuvor habe ich vor anderen Leuten meine Bitten an Gott formuliert oder vor ihnen meine Meinung zum Tagesevangelium vorgetragen. Hier würde ich auch jedem zukünftigen Freiwilligen empfehlen, sich darauf einzulassen und gut in sich hineinzuhören. Ich werde immer dankbar sein für das, was ich hier alles gesehen, erlebt und gelernt habe.

Hanna aus Österreich, Volontariat 2022/23