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Vom Glauben zum Handeln

Wann ist der Augenblick da, für Gerechtigkeit zu kämpfen? Welche Menschen gehen beispielhaft diesen Weg?

Als Abram hörte, sein Bruder sei gefangen, führte er seine ausgebildete Mannschaft, dreihundertachtzehn Mann, die in seinem Haus geboren waren, heraus und nahm die Verfolgung auf bis nach Dan.
Gen 14,14

Die Biographie von Oscar Romero, von 1977 bis 1980 Erzbischof von San Salvador, liest sich immer wieder als beeindruckendes Zeugnis der Entwicklung einer starken Persönlichkeit. Aus einem engagierten katholischen Pfarrer, einem gesuchten Beichtvater und gehorsamen bischöflichen Sekretär wurde ein für das Reich Gottes kämpfender Erzbischof. Den Wandel dazu – so bekennt er in einem Hirtenbrief – bewirkten Gesichter von Menschen, die sich in sein Gedächtnis einbrannten. „Gesichter von Kindern, von Armut geschlagen, die in unseren Städten ein Dasein von Vagabunden fristen… Gesichter von Jugendlichen ohne Orientierung, weil sie ihren Platz in der Gesellschaft nicht finden…Gesichter von Landarbeitern, Vermarktungssystemen unterworfen, die sie ausbeuten…. Gesichter von schlecht bezahlten Arbeitern und Arbeitslosen, alle von kaltem wirtschaftlichem Kalkül abhängig … Gesichter von städtischen Randständigen und Zusammengepferchten, doppelt entwürdigt angesichts der Prahlerei des Reichtums … Gesichter von Greisen, oft marginalisiert durch die Gesellschaft des Fortschritts, die auf Menschen verzichtet, die nicht produzieren.“ (Vierter Hirtenbrief vom 6. August 1979, in dem er Worte aus der Südamerikanischen Bischofsversammlung in Puebla 1979 zitiert.) Diese Gesichter erdeten seinen Glauben und verwandelten ihn in einen Kämpfer für ein geknechtetes Volk. Der Erzbischof machte seine Kathedrale in San Salvador zu einem Ort der Verkündigung der Wahrheit. In seinen sonntäglichen Predigten, denen ein großer Teil des Volkes von El Salvador am Radio gespannt lauschte, nannte er die Verantwortlichen und Ausführenden von Massakern, Verschleppungen, Folterungen und Morden beim Namen und forderte deren gerechte Bestrafung. Er rief im Namen Gottes alle El Salvadorianer zur Abkehr von den Götzen Eigentum, nationale Sicherheit und Gewalt auf – Quellen von Ungerechtigkeit, Lügen und unendlichem Leid. Im Märtyrertod wurde dann sein Glaube zu einer endgültigen Tat seiner Liebe zu Gott.

Sarahs und Abrahams Stärken waren in der biblischen Erzählung bisher Mut zum Aufbruch, Vertrauen auf Gott, kluges Verhalten in fremden Kulturen, Frieden stiftendes Wesen in der Frage des Lebensraums. Jetzt aber ist eine neue Stärke gefragt. Der von Anfang an solidarisch mit ihnen ziehende Enkel Lot ist mit seinem Stamm in Gefangenschaft geraten. Angesichts dieses Unrechts werden sie zu Kämpfenden und brechen auf, um das wichtige Werk der Barmherzigkeit zu erfüllen, Sklaven auszulösen und Gefangene zu befreien. Sie tun das nicht mit bezahlten Söldnern, sondern mit der in ihrem Geist erzogenen „Hausmacht“, einer kleinen Elite. Die Zahl dreihundertachtzehn – im Hebräischen der Zahlenwert des obersten Hausknechts und Verwalters Eliesar – verweist auf dessen Arbeit als Erzieher und Ausbildner. Eine erwählte kleine Gruppe, die für Gerechtigkeit kämpft.

Wann ist der Augenblick da, für Gerechtigkeit zu kämpfen? Welche Menschen gehen beispielhaft diesen Weg?