Zum Inhalt springen

Macht, die sich lächerlich macht

Achtung, wenn Freunde glänzen! Sie könnten in der Auseinandersetzung fliehen.

Das Tal von Siddim war voller Erdpechgruben. Der König von Sodom und der von Gomorra mussten fliehen und fielen dort hinein. Die Übrigen flohen ins Gebirge.
Gen 14,10

Er spielt Saxophon wie ein Gott. Wenige entlocken dem Instrument so geschmeidige und brillante Töne wie Bogdan. Er weiß, wie gut er ist und wie sehr ihn die Gruppe braucht, mit der er spielt. Die jungen Musiker strengen sich an, sie leben von ihren Auftritten. Der eine organisiert die Konzerte, der andere bringt neue Stücke ein, sie investieren in gute Instrumente und Verstärker. Bogdan muss sich das Instrument von der Kollegin ausleihen, weil er kein eigenes angeschafft hat. Selbst wenn sie zum Auftritt unterwegs sind, kümmert er sich nicht darum, ob sein Saxophon im Auto ist. „Hat jemand das Saxo eingepackt?“, fragt er unbekümmert von der Rückbank. Schon einige Male mussten sie umkehren, weil es nicht da war. Bogdan spielt so genial, dass er keine Noten braucht – aber die Blätter hätte er auch nie dabei oder sie wären heillos durcheinander.
Eines Tages verlangte er plötzlich vor dem Konzert einen Vorschuss. Er sei im Moment so knapp dran, wegen Miete und Familie. Allerdings hatte er seine Frau mit zwei Kindern stehen lassen und ihnen kein Geld gegeben. Er selbst brauchte immer mehr Geld, Schulden wurden nie zurückgezahlt, es blieb beim Versprechen. Er war selten erreichbar, verpasste die Konzerte, dann war er untergetaucht. Seine vier Freunde in der Musikgruppe hielten es schwer aus. Sie brauchten ihn, denn ihrer Musik fehlte ohne ihn der Glanz. Und immerhin waren sie gemeinsam als Kinder auf der Straße und dann im Kinderhaus aufgewachsen. Mithilfe von Facebook fanden sie ihn schließlich. Bogdan prahlte, mit welch coolen Freunden er unterwegs sei. Tolle Autos, ausgelassene Feste. „Die müssen nicht so schuften wie wir, sie haben Geld von den Eltern. Das ist ein Leben!“, schwärmte Bogdan und zeigte Fotos von der großen Welt. Die Vier hingen an seinen Lippen, von einem Leben mit solchen Leuten träumten auch sie. Dann verschwand Bogdan wieder. War er zu seinen mächtigen Freunden zurückgekehrt?
Eines Nachts schleppten die Vier nach einem Konzert erschöpft ihre Geräte zum Auto. Am Parkplatz lag eine reglose Gestalt. Sie wollten ihr gerade aufhelfen, da erkannten sie ihren Freund Bogdan, schmutzig und mit zerrissenem Hemd. Verwirrt stammelte er: „Nein, nicht schlagen. Ich hab nichts getan.“ Bogdan war nach einem Fest ausgesetzt worden. Seine glänzenden Freunde hatten ihn verlassen. Tagelang suchte die Polizei in den Häusern der reichen Eltern nach den Drogendealern.

Bogdan hatte die falschen Freunde gefunden. Genauso wie Lot, der sich bei den Königen von Sodom und Gomorra niedergelassen hatte. Er wohnte bei großmächtigen Herrschern. Als diese bedroht waren und besiegt wurden, zeigte sich ihr wahres Gesicht. Sie zappelten in den Erdpechgruben, schwarz rann es von ihren goldfarbenen Gewändern herunter. Ihre Verbündeten, auf die sie gebaut hatten, flohen ins Gebirge. Die mächtigen Könige von Sodom und Gomorra waren zu lächerlichen Figuren geworden.

Welche Freunde suchst du? Achtung, wenn sie glänzen! Sie könnten in der Auseinandersetzung fliehen und in der Not lächerlich dastehen.