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Früchte solidarischen Verhaltens 

Treue zu einem Menschen, zu einer Berufung, zu einem Wert macht reich

Auch Lot, der mit Abraham ging, besaß Schafe und Ziegen, Rinder und Zelte.
Gen 13,5

Auf meine Frage an eine Bibelschülerin, welche Gedanken dieser Vers bei ihr auslöse, bekam ich von ihr den folgenden Brief, den ich so weitergeben möchte.

„Als Kind der Volkskirche bin ich in einer ganz normalen Pfarrei groß geworden. Wir waren im Kinderchor, in Gruppenstunden, gingen zur Erstkommunion und Firmung. Das kirchliche Leben blieb mir bis zum Schulabschluss vertraut, etwas ganz Normales. Was ist jetzt daraus geworden? Bei einem kürzlichen Nachtreffen im kleinen Kreis hatten wir alle keine große Idee, was das noch werden soll mit dieser Institution Kirche. So wie wir die Gemeinschaft erlebt haben, ist es nicht mehr und wird es auch nicht mehr sein. Zu viele Abgründe, zu viele Fehler, zu wenig Mut – und wir alle ratlos mitten drin. Als eine von uns sagte: ,Aber schade ist es um die biblischen Geschichten. Die sind doch super!‘, ist uns aufgegangen, was uns getragen hat. Alle waren wir in unterschiedlichen Jahren in der Bibelschule in Istanbul. Als bunter Haufen junger Leute haben wir ganz einfach dort gewohnt, haben zusammengelebt und sind durch das Land gereist. Einen Sommer lang hatten wir Zeit, waren frei und konnten eintauchen in das Buch der Bücher. Lehrerinnen und Lehrer haben uns gelehrt, Weisheit und Lebenserfahrung aus den biblischen Geschichten zu schälen. Nichts wurde weggelassen, nichts beschönigt. Eine neue, fremde Welt tat sich auf. Am interessantesten waren die Widersprüche, die Ecken, Kanten, Konflikte. Die biblischen Frauen und Männer – von Adam und Eva angefangen bis zu Timotheus und Lydia – standen plötzlich wie wertvolle Schatztruhen vor uns. Sie waren gefüllt mit unterschiedlichsten Lebensgeschichten. Man musste nur hineingreifen. So wie wir es dort erlebt hatten, passten diese Lebensweisheiten super zu unserer pluralen Welt, die wir als junge Menschen auch mitgestalten wollten. Globale Zusammenhänge haben uns interessiert. Wir wollten zum Miteinander der vielen Kulturen und Traditionen in der Welt etwas beitragen. Wie geht Frieden? Wie geht Gerechtigkeit? All diese Fragen waren drin in dem Buch. Die biblischen Geschichten atmeten Freiheit, Menschlichkeit, Gestaltungskraft, Wahrheit. Bei manchen hofften wir, dass wir das nie erleben müssten. Viele trösteten uns, forderten uns heraus, stachelten uns an. Eine intensive gemeinsame Zeit. Die Geschichten haben uns reich gemacht. Ihnen sind wir treu geblieben. Diesen Lebensschatz aus jungen Jahren haben wir nicht aus der Hand gegeben. Jetzt trägt er uns mitten in der Kirchenkrise. Ob wir noch alle in die Kirche gehen, sei dahingestellt, aber die Kinderbibeln stehen in unseren Familien.“

Sarah und Abraham haben das Glück, dass der Sohn seines Bruders, der junge Lot, ebenfalls das Abenteuer wagt und mit ihnen aufbricht und geht. Dreimal betont die Bibel sein mutiges Mitgehen. Alt und Jung gemeinsam unterwegs auf der Suche nach neuem Lebensraum. Diese Solidarität wird Lot reich vergütet. Er wird selbständig, sein Besitz wächst, er wird Vater und Führer eines eigenen Nomadenstammes.
Treue zu einem Menschen, zu einer Berufung, zu einem Wert macht reich.