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Eine starke Verheißung

Welche Zusage lässt mich meiner Lebensaufgabe treu bleiben, ein Segen für andere zu sein?

Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.
Gen 12,2

Vom heranwachsenden Abraham überliefert die biblische Tradition eine schöne, legendenhaft ausgemalte Szene. Sein Vater Terach war ein begabter Künstler und Schnitzer. Unter anderem stellte er auch Holz- und Tonfiguren seiner Religion her, die er in einer kleinen Devotionalienhandlung vertrieb. Als der Vater einmal für einige Tage auf Geschäftsreise ging, übertrug er dem jungen Abraham Aufsicht und Verkauf im Laden. Für Abraham bot sich nun eine günstige Gelegenheit, seine kritische Sicht und grundsätzliche Hinterfragung das babylonischen Götterhimmels, der sich in Sonnenanbetung, Mondverehrung, Sternenkult und überstarker Fixierung auf Sexualität niederschlug, handgreiflich zu zeigen. Als eine Frau eine Schüssel Milch als Opfergabe zur Nahrung für die Götzen brachte, stellte Abraham die Milch vor den größten Götzen, nahm eine Axt, zerschlug alle anderen Figuren und legte die Axt dann in die Hand des übriggebliebenen Götzen. Als der Vater nach seiner Rückkehr das Chaos der Verwüstung sah, stellte er voll Zorn seinen Sohn zur Rede. Wer hat das angerichtet? Abrahams Antwort, dass eine Frau Nahrung brachte, dass alle Götzen etwas davon haben wollten und dass dann der habgierige Größte alle mit einer Axt erschlagen habe, brachte den Vater noch mehr in Rage. Das sei unmöglich, denn diese Götzen seien das Machwerk seiner eigenen Hände. Sie hätten einen Mund und redeten nicht, Augen und sähen nicht, Ohren und hörten nicht, Hände und vollbrächten nichts, Füße und könnten nicht gehen. Darauf erwiderte Abraham seinem Vater: „Wie kannst du Götter anbeten, die sich selbst nicht helfen können, die Menschenhand formen und zertrümmern kann? Siehst du nicht, dass ein Allmächtiger lebt, dem Erde, Sonne und Sterne ihr Dasein verdanken?“
So haben Abraham und Sarah ihre Lebensaufgabe und göttliche Sendung erahnt, von Menschen gemachte Göttinnen und Götzen – und dazu können auch Heimat, Nation, traditionelle Lebensformen und Beziehungen werden – zu entmachten und beispielhaft einen Lebensweg zu gehen, der von der Suche nach Tiefe und vom Vertrauen auf das Geheimnis eines mitgehenden Gottes geprägt ist.

Der Größe und Herausforderung dieser göttlichen Sendung entspricht die damit verbundene Verheißung. Gott verspricht Sarah und Abraham, dass sie mit vielen guten irdischen Glücksgütern gesegnet sein werden. Mit zahlreichen Kindern, mit Schülerinnen und Schülern aus allen Völkern, die ihrem Beispiel folgen und zu einer großen Gemeinschaft anwachsen werden. Ihre Namen werden die Menschen mit Ehrfurcht, Liebe und Dankbarkeit in den Mund nehmen. Diesen von Gott geschenkten Segen sollen sie weiterfließen lassen auf andere Menschen und für diese zum Segen werden. Sarah und Abraham hören die göttliche Verheißung als kinderloses Ehepaar und als bald wandernde Nomaden in einem fremden Land, in dem niemand ihre Namen kennt. Die Spannung zwischen Wirklichkeit und versprochener Zukunft könnte nicht größer sein.
Welche Zusage lässt mich meiner Lebensaufgabe treu bleiben, ein Segen für andere zu sein?