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„Schaffa, spära, husa“ mit Roma in Siebenbürgen

VN vom 13. Januar 2016

von Johannes Huber

Das Sozialprojekt von Jesuitenpater Georg Sporschill in Rumänien erreicht erste Erfolge.

Sibiu. (joh) Wohnhäuser, Sozialzentren, Musikschulen, eine Tischlerei, eine Bäckerei, eine Weberei – was Russ-Preis-Träger Pater Georg Sporschill SJ mit Ruth Zenkert und Angela King in den rumänischen Dörfern Hosman, Tichindeal und Nou mit Unterstützung vieler Spender und freiwilliger Mitarbeiter aus dem Boden gestampft hat, lässt den Besucher erstaunen.

Vor allem, wenn er bedenkt, dass es sich um ein Projekt handelt, das 2012 in einer hoffnungslosen Welt gestartet ist; dort nämlich, wo Roma in Verhältnissen leben, die man eigentlich nur in weit entfernten Entwicklungsländern vermuten würde: Häuser aus Lehm, ohne Strom- und Wasserversorgung; von Frauen, Männern und Kindern bewohnt, die weder einen Job haben, noch eine Schule besuchen. Doch das beginnt sich zu ändern. Das Sozialprojekt „Elijah“ verzeichnet das, was kaum jemand erwartet hätte: erste Erfolge. In Tichindeal (auf Deutsch: Ziegental) beispielsweise ist ein Zweigbetrieb der Vorarlberger Teppichmanufaktur Tisca entstanden. Sieben Frauen haben dort eine Stelle gefunden.

Die bunten Stücke, die sie weben, werden in westeuropäischen Ländern mit Erfolg verkauft. Vor allem aber haben sie selbst zum ersten Mal ein regelmäßiges Einkommen.

In der Tischlerei in Hosman (Holzmengen) werden Möbelstücke für „Elijah“-Einrichtungen gezimmert. Hier steht Victor vor seinem ersten Job. Der 16-Jährige hat zunächst daran gewöhnt werden müssen, regelmäßig und pünktlich zu erscheinen. Jetzt, da er die erforderliche Disziplin ausreichend lange demonstriert hat, soll er eine fixe Anstellung bekommen. In Nou (Neudorf) wiederum füllt sich das Sozialzentrum „Thomas“ jeden Tag mit Dutzenden Buben und Mädchen, die zum betreuten Lernen, Spielen und Musizieren kommen, was einen erfreulichen Nebeneffekt hat: Einige Eltern haben angefangen, die Zeit ohne Kinder zu nützen, um in Fabriken in der nahegelegenen Stadt Sibiu (Hermannstadt) anzuheuern.

All das ist für den bald 70-jährigen Sporschill und seine Mitstreiterinnen allerdings noch lange kein Grund, sich zurückzulehnen. Demnächst wollen sie eine Kirche renovieren. Mitten in Hosman entsteht eine „Stella Matutina“ mit Unterkünften und einem Fortbildungsraum. „Schaffa, spära, husa“, diese drei alemannischen Tugenden will Pater Sporschill noch stärker vermitteln. Nicht, dass aus den Roma Vorarlberger werden sollen, aber vernünftiger wirtschaften zu lernen, wäre seines Erachtens eine entscheidende Weiterentwicklung für sie.

Dafür braucht „Elijah“nach wie vor Mitarbeiter, die Projekte wie die Musikschulen leiten können: „Die Talente sind groß“, weiß Zenkert: Kinder, wie die zwölfjährige Gabriela, lernen Instrumente wie von selbst zu spielen; sie beherrscht das Saxophon nach gerade einmal einem Jahr. Was vor Ort aber fehlt, ist jemand, der nicht nur kreativ ist, sondern auch Stundenpläne erstellen, Schüler und Lehrer einteilen sowie Auftritte organisieren kann.

Informationen zum Sozialprojekt: www.elijah.ro, Spenden: BTV, IBAN AT66 1630 0001 3019 8724