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Versuch und Irrtum

Wie gehe ich mit Fehlschlägen um?

Da reute es den HERRN, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh.
Gen 6,6

 

Sie war eine einundzwanzigjährige, gutaussehende, musikbegeisterte und kontaktfreudige junge Frau. Auf der Suche nach einem Partner – er sollte sich von ihrem Vater, einem unberechenbaren und strengen Choleriker unterscheiden! – begegnete sie einem jungen Mann, dessen zurückhaltende und stille Art sie anzog und zu dem sie Vertrauen fasste. Allerdings fielen ihr schon früh sein passives Verhalten in Beziehungen – zumindest was Freundschaften betraf – und sein ichbezogener, bis zu Selbstmitleid reichender Charakter auf. Besonders in den Monaten vor der Hochzeit wuchsen Unsicherheit und Ängste vor einer lebenslangen Bindung an diesen Mann. Aber alle sich meldenden diffusen Gefühle und Bedenken stellte sie zurück, um den eingeschlagenen Weg verantwortlich und mutig zu gehen. So wagte sie den Schritt in die Ehe. Ihr eheliches Miteinander wurde zunächst von einem studentischen Leben in relativer Freiheit und dann von den jeweiligen beruflichen Aufgaben bestimmt. Nach außen strahlten die beiden starke Zusammengehörigkeit aus, doch im Innern wuchs langsam die Entfremdung. Es begann mit der abnehmenden Fähigkeit, über innerste Gefühle und Bedürfnisse, auch über die gemeinsame Sexualität, zu sprechen. Trotz zweier Kinder stellte sich heraus, dass der Mann ständig Beziehungen zu anderen Frauen hatte, meistens aus der näheren Umgebung, was für seine Frau besonders kränkend war. Was ihr endgültig das Herz brach – und damit auch das eheliche Band –, war die erschreckende Entdeckung, dass sich ihr Mann tatsächlich am eigenen Kind verging. Der smarte und einfühlsame Mann entpuppte sich als verklemmte, von Minderwertigkeitskomplexen und eigenartigen Trieben gesteuerte Person. Mehr als verständlich ihr reumütiger Seufzer: Hätte ich doch diesen Mann nie geheiratet! Und ihr Wunsch: Möge er doch aus meinem Leben verschwinden! Einzig die Kinder trugen sie in diesen schweren Zeiten, gaben ihr Kraft und ließen sie wieder nach vorne schauen.

Auf Gottes Wort hin „Lasset uns Menschen machen!“ sollen ihn – so ein ausdeutendes Bild der biblischen Tradition – Engel vor diesem Unternehmen gewarnt haben. Er würde mit ihnen nur Schwierigkeiten bekommen. Der Schöpfer aber riskiert den Schritt der Liebe. Er schafft den Menschen einen wunderbaren irdischen Lebensraum, beschenkt ihre Körper mit Sexualität für Begegnung und Weitergabe des Lebens und pflanzt in sie die Stimme der Verantwortung, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Derart ausgestattet, sollen die Menschen das Werk seiner Hände in Freiheit fortführen und alles Schöne und Gute, Lebensfreude und Lebenstiefe zum Aufblühen und Wachsen bringen. Was Gott aber jetzt sieht, bereitet ihm Kummer, lässt ihn leiden und betrübt sein Herz. Er sieht, wie der Sauerteig der Bosheit ihr gesamtes Reden und Tun durchmischt und prägt. Das Verhalten der Menschen enttäuscht ihn. Sie nützen die Freiheit zum Bösen mehr als die zum Guten. Er, der die Menschen mit ganzem Herzen liebt, wird im Herzen betrübt. Ist sein Werk gescheitert?