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„Soll das Werk den Meister loben“!

Welcher Aufgabe hast du dich verschrieben? Welcher Einsatz beschreibt dich?

Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis in den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.
Gen 11,4

Die jungen Burschen meuterten. Den ganzen Vormittag hatten sie das Feld umgegraben, und wieder gab es nur Gemüsesuppe zum Mittagessen, nichts zum Reinbeißen. Am Nachmittag würden sie noch viel Kraft brauchen, doch sie hatten Hunger. Auch die anderen fragten, warum es nur noch Suppe gebe. Ich ging in die Küche, die unsere Sozialzentren und die Mitarbeiter am Mittag versorgt. Da saßen die zwei dicken Köchinnen am Tisch, jede in ihr Handy vertieft. „Warum gibt es in letzter Zeit nur noch Suppe? Was ist mit unserem Menüplan?“, fragte ich sie. Schnell ließen sie die Handys in die Schürzentaschen gleiten und schon begannen sie zu jammern. „Es kommen so viele Kinder zum Essen. Immer mehr Portionen, wir schaffen das nicht mehr!“ „Ihr habt noch eine Hilfskraft dazu bekommen, wo ist sie?“ Sie sei heute nicht da, weil sie etwas erledigen müsse, war die Antwort. Ich schaute in den Vorratsraum, in den Kühlschrank, in die Regale – alles schmutzig und lieblos durcheinander. „Ihr müsst Ordnung machen und putzen!“, ermahnte ich sie. Auch das noch! „Wenn wir nicht mehr Lohn bekommen, machen wir nicht mehr weiter!“ Immer neue Probleme tauchten auf – die Geschirrtücher nicht gewaschen, die schmierigen Fliesen. Sie waren nicht bereit, die „Dreckarbeit“ zu machen, standen auf, kündigten und gingen weg. Wir mussten schnell eine Lösung finden, weil am nächsten Tag wieder 150 Kinder und Jugendliche hungrig am Tisch sitzen würden.
Notgedrungen mussten die Frauen, die im Garten arbeiteten, vorübergehend die Küche übernehmen. Mit großem Einsatz putzten sie Küche, Vorratsraum und Speisesaal. Bald blitzte nicht nur der Raum, auch die Gesichter der fleißigen Damen strahlten vor Freude und Ehrgeiz. Mit Liebe bereiteten sie die Tische für ihre kleinen Gäste. Tatsächlich kamen immer mehr in unsere Kantine. Beim Essen herrschte wieder eine frohe Atmosphäre, nicht nur, weil allen das nahrhafte Essen gut schmeckte. Es gab sogar Kuchen, weil die Frauen im Garten Äpfel eingesammelt hatten. „Heute haben wir zwölf Bleche Pizza gemacht – und alles wurde gegessen!“, sagte Mariuca glücklich. „Und die Kinder wollten früher nie Salat essen, jetzt brauchen wir zehn Kisten Salat und Gemüse.“ Mariuca, Giorgiana und Elena freuen sich über die vielen Gäste aus den Sozialzentren und begrüßen sie liebevoll, wenn sie hereinkommen. Die Kinder helfen wieder mit, die Tische abzuräumen, und umarmen beim Gehen dankbar ihre Freundinnen in der Küche. Und die jungen Arbeiter werden wieder satt – und packen an.
Die Köchinnen, die wenig arbeiten und viel Geld verdienen wollten, waren schnell gekränkt. Ihr Wunsch nach Anerkennung erfüllte sich nicht. Ganz anders bei den neuen Arbeiterinnen, die einspringen mussten. Ihr Anliegen war einfach, dass alle satt werden sollten. Wie zuhause in ihren Familien. Jetzt haben sie eine neue Familie gestiftet, in der die Kinder sie umarmen, weil ihnen das Essen so schmeckt. Die Freude verteilt sich im Speisesaal wie in der Küche.
Jeder Mensch hat einen Auftrag. Wenn ich ihn erfülle, werde ich stark und finde Anerkennung. Wenn ich aber schaue, was mir etwas bringt, finde ich weder Zufriedenheit noch Frieden. „Soll das Werk den Meister loben“, wie es in Schillers Glocke heißt.
Welcher Aufgabe hast du dich verschrieben? Welcher Einsatz beschreibt dich?