Welche Tiere sind dir nahe, mit welchen bist du aufgewachsen? Es ist gut, wenn sie Nähe schenken, aber den Menschen können sie nicht ersetzen.
Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen ebenbürtig war, fand er nicht.
Gen 2,20
Iulian hielt ein kleines Bündel in der Hand, es bewegte sich und fiepte. Erst als er es mir entgegenhielt, sah ich, dass es ein junger Hund war, schmutzig und voller Flöhe. Auf der Straße hatte er ihn gefunden, wahrscheinlich ausgesetzt. Nachdem Iulian ihn gewaschen hatte, torkelte der knuddelige Kleine durch den Hof. Er musste noch das Gleichgewicht beim Gehen finden, schnupperte an den Blumen, legte sich müde ins Gras. Wir suchten einen Namen und einigten uns auf Bulibascha. So nennt man den Zigeunerkönig im Dorf. Mit diesem großen Titel und verwöhnt durch die Liebe aller Hausbewohner entwickelte „Buli“ ein starkes Selbstbewusstsein. Er wurde der Chef-Hund im Dorf, die Männchen wichen ihm nach verlorenen Raufereien aus, viele Damen wurden beglückt, aber manchmal kam auch Buli blutend und hinkend von einem Ausflug nach Hause. Bei unseren Wanderungen darf er mit. Dann springt er freudig durch die Wiesen, jagt Füchse, Hasen und Rehe. Bei den Schafen bahnt er uns einen Weg durch die Herde und beherrscht inzwischen seine Lust, sie ein wenig zu treiben. Buli läuft mit dem Schnellsten von uns vorne mit, schaut dann aber zurück und wartet auf die Letzten, die er zum Weitergehen ermutigt. Es ist wunderbar, mit diesem treuen Begleiter unterwegs zu sein.
Buli teilt unser Leben. Morgens wartet er schon an der Türe, damit er in die Kapelle huschen kann. Sein Platz ist unter dem Altar. Manchmal bellt er auch eine Fürbitte. Wenn er sieht, dass wir die Laufschuhe anziehen, freut er sich unbändig, springt zum Tor, hüpft hinauf, um die Klinke zu erwischen. Am liebsten hat er die Musik. Beim Hauskonzert sitzt er bei den Musikanten und bellt im Takt. Oder er erhebt seine Hundestimme und begleitet die Lieder mit einem eingestimmten „Uuuuuuuuuuu“. Am Abend sitzen wir zusammen, mit Kindern, mit Freunden – immer ist Buli in der Mitte. Er verwöhnt uns mit seiner Nähe, und holt sich bei jedem ein Streicheln, eine Zuwendung. Aus unserer Gemeinschaft ist Buli nicht mehr wegzudenken. Wir sprechen mit ihm. Wie schade, dass unser Zigeunerkönig nicht reden kann.
Gott will dem Menschen in der Not der Einsamkeit helfen. Zunächst formt er aus dem Erdboden die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels und vertraut sie dem Menschen an. Wie Gott in der Schöpfung spricht der Mensch und gibt den verschiedenen Tieren Namen. Das heißt, er hat ihnen gegenüber Autorität. Und doch kann Gott den Menschen damit nicht aus seiner Einsamkeit befreien. Die Tiere sind ihm keine ebenbürtige Hilfe. Sie unterscheiden sich von Gott und vom Menschen dadurch, dass sie nicht sprechen können, keine Namen geben können wie der Schöpfer und sein Mitschöpfer, der Mensch. Gott wird weitersuchen müssen, um die Einsamkeit des Menschen zu lösen. Erst später wird es heißen: „Wer eine Frau gefunden hat, hat Gutes gefunden.“ (Sprüche 18,22).
Es ist schön, Tiere zu haben und doch dürfen wir sie nicht vergöttern und an die Stelle eines Menschen setzen.