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Mein Glaubenssymbol

Glauben ist Gottesbeziehung. Welches Symbol drückt diese Beziehung für dich aus?  

Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde.
Gen 9,16

Auf keinem Blatt ist ein Kreuz zu sehen. Auch eine Abendmahlszene oder ein predigender Jesus findet sich nirgends. Die üblichen christlichen Symbole oder Szenen wurden von keinem Jugendlichen gemalt. Die Aufgabe lautete: Sie sollten ihr persönliches Symbol ihres Glaubens darstellen. Egal, ob ich sie in einer Firmgruppe oder einem Einkehrwochenende für junge Erwachsene stelle: Das Kreuz taucht nicht auf. Stattdessen finden sich Darstellungen blühender Landschaften, eine strahlende Sonne, Familien, Freundesgruppen, ein Schiff mit gesetzten Segeln auf weitem Meer oder eine verwundete Hand. Viele dieser Symbole sind der christlichen Kunst nicht fremd. Manche sind so alt wie der Regenbogen, der den Bund zwischen Noah und Gott bezeichnet, und reichen mit ihrer Symbolik der Hoffnung auf eine friedliche Gemeinschaft weit über die Kirchen hinaus.

Für meinen Glauben gewinnt die Symbolik des Herzens Jesu immer mehr an Bedeutung. Vor meinem Ordenseintritt stieß ich mich an diesen meist kitschigen Darstellungen. Im Noviziat las ich mit Überraschung den Aufruf zur Verbreitung der Herz-Jesu-Frömmigkeit des ehemaligen Jesuitengenerals Pedro Arrupe. Er, der den weltweiten Orden durch das interne Aggiornamento führte, gab uns eine solch veraltete geistliche Übung mit auf den Weg? In meinen Jahren in Innsbruck betete ich dann oft vor dem Herz-Jesu-Bild unserer Kirche: Wandle mein Herz nach deinem Herzen. Mit den Jugendlichen versuchten wir damals die tieferen spirituellen Wurzeln des traditionellen Herz-Jesu-Feuers zu entdecken. Für mich verdichtet sich in der Darstellung des verwundeten Herzens die Menschwerdung Gottes. Gott lässt sich vom Menschen in seinem tiefsten Wesenskern berühren, ja, die Abgründe des Menschen verletzen ihn. Die Wirklichkeit hinterlässt ihre Wunde. Und doch brennt es weiterhin leidenschaftlich, ohne zu verbrennen. Eine sehr konkrete Liebe zeigt sich hier. Keine sich in leeren, idealisierten Phrasen verlierende, sondern eine in der Welt stehende Kraft. Eine Dynamik, die jegliche Schutzschicht ablegt, um ganz das Leidende berühren, mitleiden und heilen zu können. Hier wird die Liebe aus dem Bereich des Sentimentalen gerissen. Der Anblick dieses Herzens weckt in mir die Sehnsucht des Thomas, die Wunden Jesu berühren zu wollen. Sie ist genährt von Glaubenserfahrungen in Momenten der Überforderung, der Herausforderungen durch das Leid in der Welt. Hier wird Glauben lebendig, wie es Tomás Halík in seinem Buch „Berühre die Wunden“ so treffend formuliert: „Die Auferstehung ist also kein ,Happy End‘, sondern eine Einladung und eine Aufforderung: Wir müssen und dürfen nicht vor dem Feuer des Leids kapitulieren, auch wenn wir es jetzt nicht löschen können. Wir dürfen uns angesichts des Bösen nicht so verhalten, als sollte ihm das letzte Wort gehören. Haben wir keine Angst, ,an die Liebe zu glauben‘, auch dort, wo sie gemäß aller Kriterien der Welt verliert. Haben wir den Mut, gegen ,die Weisheit dieser Welt‘ auf die Torheit des Kreuzes zu setzen!“ Das verwundete Herz Jesu fragt mich immer wieder aufs Neue: Was berührt dich? Was berührst du? Wage es, ich bin schon dort.

Anfangs erklären die Jugendliche ihre Symbole noch mit großer Zurückhaltung und Scheu. Sie sind es nicht gewohnt, über ihren Glauben zu sprechen. Doch im gegenseitigen Zuhören wächst die Bereitschaft, sich mitzuteilen, nachzufragen und zu lernen. Es sind inspirierte Gespräche.

Wie sieht dein Glaubenssymbol aus? Versuche es aufzuzeichnen und jemand anderem darzulegen.