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Kein Erfolg ohne Gegner

Wo erlebe ich Neid? Wen stellt mein Licht in den Schatten? Aber auch, wo fühle ich mich zurückgesetzt und bin neidisch?

Aber auf Kain und seine Gabe schaute er nicht. Da überlief es Kain ganz heiß und sein Blick senkte sich.
Gen 4,5

Am 50. Geburtstag von Ilie gab es ein großes Fest. Nicu, der Sohn, der immer zuhause war und den Eltern viel half, hatte sein Schwein geschlachtet. Im Hof wurde es mit Stroh bedeckt, dann angezündet, um die Borsten abzubrennen. Kinder liefen herbei, um von der knusprigen Haut zu knabbern. Dann zerlegte Nicu mit viel Sorgfalt das Fleisch. Der sonst eher vergammelte Hof vor dem Haus wurde sauber gemacht. Alle Stühle, die im Haus und bei den Nachbarn aufzutreiben waren, wurden aufgestellt, ein paar Bierbänke aus der Dorfbar ausgeliehen. Girlanden schmückten die unverputzte Hausmauer des Nachbarn. Eine riesige Lautsprecherbox versorgte das ganze Dorf mit den feurigen Rhythmen und Melodien der Roma-Musik. Die Mama stand an der Feuerstelle über dem großen Topf und rührte die Mamaliga, den Maisbrei, die Töchter brutzelten das Fleisch im Fett. Alle sieben Kinder mit ihren Familien waren da und halfen mit. Der Hof füllte sich mehr und mehr mit Freunden und Nachbarn, es flossen Schnaps und Bier, bei Tanz und Musik herrschte ausgelassene Stimmung. Dann erhob Ilie die Stimme. Es wurde still. Er war gerührt über die vielen Freunde, die ihn in den vielen Jahren begleitet hatten. Dankbar für seine Familie. Er küsste seine Frau, die viel mit ihm aushalten musste und die er über alles liebte. Dann lobte er seine Kinder. Stolz war er auf den Ältesten, der viele Kinder hatte. Glücklich machte ihn Laura, die so hübsch war und sogar in der Stadt wohnte. Die drei Buben waren Pferdeliebhaber und waren gefragt am Tiermarkt, wo sie ihre wunderbaren Pferde vorführten und viel Geld nach Hause brachten. Kescha war noch zuhause, sein Liebling, für sie wolle er den schönsten und reichsten Mann finden. Und Nicu, fiel ihm da noch ein, der Zweitälteste, ja, ja, er habe schon als Kind so viel gegessen. Die glückliche Kescha tanzte schon wild, jeder wollte sie haben. Nicu schaute böse, stand auf, riss das Kabel aus der Box, die Musik erstarb, und er verließ das Fest. Alle standen erschrocken und still. Keiner von den Feiernden konnte den Zorn verstehen. Dann steckte einer das Kabel wieder ein und der Tanz ging weiter, während Nicu mit raschem Schritt und finsterem Gesicht dorfauswärts ging.

Die Geschichte von Kain und Abel mag uns helfen zu verstehen. Kain zeigt uns, wie schwer es ist, zu akzeptieren, wenn andere im Licht stehen. Misserfolge sind nicht leicht auszuhalten. Kains Opfer wurde nicht angenommen, wohl aber das von Abel. Dieser sagt uns: Wenn Gott auf deinen Einsatz schaut und ihn mit Erfolg krönt, musst du wissen, dass das einen Schatten auf andere wirft, die sich zurückgesetzt fühlen. Du musst mit Eifersucht rechnen und lernen, damit umzugehen. Kein Erfolg ohne Neid oder Schwierigkeiten. Jemanden wird es wie Kain heiß überlaufen. Jemand wird seinen Blick senken. So beschreibt die Bibel die Grundkonstitution des Menschen.
Eifersucht ist für einen Erfolgsverwöhnten schwer nachvollziehbar, und doch ist sie eine Realität, mit der er rechnen muss. Ignatius von Loyola sorgte sich um seine Mitbrüder, die keine Gegner oder Widerstände hatten. Daraus ließe sich schließen, dass sie ihre Mission aufgegeben, dass sie nichts zu sagen hatten. Andernfalls müssten sie Neider haben wie Abel.

Wo erlebe ich Neid? Wen stellt mein Licht in den Schatten? Aber auch, wo fühle ich mich zurückgesetzt und bin neidisch?