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Gott schützt die Frau vor den Mächtigen

Wo trifft dich und deine Lieben Schweres? Die Sorgen lenken unseren Blick auf einen Wert, um den es sich zu kämpfen lohnt.

Doch der HERR schlug den Pharao und sein Haus wegen Sarai, der Frau Abrams, mit schweren Plagen.
Gen 12,17

Weiße Töpfe mit bunten Blumen, alles aus Plastik, verzieren den violett gestrichenen Zaun des Hauses der Roma-Familie. Der Alte ist der Clanchef, er herrscht nicht nur in der Familie und über alle Verwandten, er bestimmt auch das Leben vieler im Dorf. Sein Sohn Manex wächst schon in die Fußstapfen des Vaters, was einstweilen das Wachsen seines Bauches demonstriert. Man könnte meinen, es herrsche Feststimmung, doch es ist wütendes Geschrei. Ich öffne das Tor und sehe einige Gestalten auf Matratzen im Hof liegen, obwohl es schon später Vormittag ist. Schmutzige Kinder springen auf. Müll und Unrat liegen herum, die abgemagerte Bianca zieht gierig an einer Zigarette, die sie zum Kaffee braucht. In der Küche geht Mina, die Frau des Chefs, unruhig auf und ab. „Wenn es wenigstens ein Fremder auf der Straße gewesen wäre! Dem würde ich es verzeihen. Aber Vacu, ein Cousin, das geht nicht!“, schimpft sie aufgebracht. Denisa, die fünfzehnjährige Tochter, ist schwanger. Acht Monate hatte sie ihr Geheimnis gehütet. Jetzt ist sie zusammengebrochen, die Rettung musste sie aufpäppeln, und der Arzt hat vermutet, sie habe „einen Bauch“. Dann wurde Denisa zur Rede gestellt. „Kein Wort verlässt ihren Mund“, sagt die Mama. „Ich habe sie gut erzogen, sie ist nie im Dorf herumgestreunt. Und jetzt, diese Schande! Wir haben uns bei allen Zigeunern lächerlich gemacht.“
Der Clanchef hat seine Tochter schon vor Jahren einer Familie versprochen, sie zahlen gut für Denisa. Sie muss sich dem Schicksal fügen, wie alle ihre Schwestern. Jetzt aber ist das Geschäft geplatzt. Wenn sie keine Jungfrau mehr ist und sogar ein Kind hat, gibt es kein Geld mehr. Der Mutter, die einmal hübsch war, sind die Sorgen in das zerfurchte Gesicht geschrieben. Der Vater ist meist in Frankfurt, mit zwei kleinen Hunden, und bettelt. Jetzt hat er angedroht, dass er kommen, der geschändeten Tochter den Kopf abschneiden und Vacu, der sie vergewaltigt habe, abstechen werde. Die Schande sei zu groß. Vacu, der Neffe, der bei ihnen ein und aus gegangen ist … Mina ist kaum zu beruhigen, sie fürchtet sich vor dem Kommen des Ehemanns. Es werde auf jeden Fall ein Unheil passieren.

Bei all den schweren Plagen, die über die Kultur und die armseligen Häuser der Roma-Familien hereinbrechen, muss ich an unseren Bibelvers denken: „Doch der HERR schlug den Pharao und sein Haus wegen Sarai, der Frau Abrams, mit schweren Plagen.“ Hier geht es nicht um Fragen von Schuld oder Unschuld, sondern um die nackte Not von Menschen, die in der Europäischen Union schwer ein Zuhause finden. Zu unterschiedlich sind die Kulturen. Dabei sollten die strengen Regeln, die es in Roma-Familien gibt, genauso wie das europäische Recht Familie und Kinder schützen. Die Plagen, die Minas Familie und viele Familien in Europa befallen, und das Leid, das es dort gibt, könnten uns wenigstens an das göttliche Ziel erinnern. Gott kämpft heute mit allen überforderten Familien um Halt und Schutz, um Liebe.

Wo trifft dich und deine Lieben Schweres? Die Sorgen lenken unseren Blick auf einen Wert, um den es sich zu kämpfen lohnt: den Schutz der Kinder und der Familie. Welchen Halt und welchen Schutz haben wir übersehen?