Täglich wird Leben zerstört, im Abschied, im Konflikt, in der Pandemie, in der Pleite. Jeder Tod verändert das Leben. Wo ist aus einem Verlust Neues entstanden?
Adam erkannte noch einmal seine Frau. Sie gebar einen Sohn und gab ihm den Namen Set, Setzling. Denn sie sagte: Gott setzte mir einen anderen Nachkommen anstelle Abels, weil Kain ihn getötet hat.
Gen 4,25
„Mama, warum liegt der Papa auf dem Fußabstreifer vor der Haustüre?“, fragte die kleine Tochter. Die Familie war bei den Nachbarn eingeladen, ein fröhlicher Sommerabend unter Freunden. Lisi verstand nicht ganz, was das Mädchen sagte, ging aber vor das Haus. Da lag tatsächlich ihr Mann, tot. Er hatte sich nicht ganz wohlgefühlt und frische Luft schnappen wollen. Ein Herzinfarkt beendete jäh sein Leben und eine glückliche Familiengeschichte. Lisi musste sich zurechtfinden, allein mit drei Kindern. Eine große Unterstützung war ihr die älteste Tochter Martina.
Einige Monate später läutete das Telefon, eine amtlich wirkende Stimme fragte nach Lisis Namen. Es durchfuhr sie wie ein Blitz, und instinktiv wusste sie sofort, was geschehen war. Martina war mit Freunden zum Klettern in die Berge gefahren. Zwei junge Leute waren abgestürzt, bei einer hatte man den Ausweis Martinas gefunden. Lisi musste den weiten Weg auf sich nehmen, um sie im Krankenhaus zu identifizieren. Wieder brach die Welt für sie zusammen. Jahrelang war sie als Hausfrau ausgelastet gewesen, jetzt aber hielt sie es nicht mehr aus, ständig im Haus an die zwei Menschen erinnert zu werden, die sie verloren hatte. Es zerriss ihr das Herz. Lisi musste einen Neuanfang machen. Sie frischte ihre Kenntnisse auf, die sie in der Ausbildung als Therapeutin erworben hatte, und bewarb sich im Spital. Heute ist sie eine gesuchte Pflegekraft, die in ihrer schweren Aufgabe aufgeht und vielen Menschen Trost, manchen Heilung schenkt. Auch im Freundeskreis ist sie eine gesuchte „Mama“, bei der Traurige ihr Herz ausschütten und sich anlehnen können. Das Leben geht weiter.
Lisi, die starke Frau, erinnert an Eva, die Frau Adams. Eva hat miterlebt, wie ihre Söhne stritten. Schließlich hat Kain seinen strahlenden und prahlenden Bruder Abel umgebracht. Doch Eva hat nicht aufgegeben. Sie blieb mit einem einzigen Kind, einem Mörder, zurück. Sie empfing noch einmal einen Sohn. Nicht Adam, der Mann, sondern die Frau wählte den bedeutungsvollen Namen für das Kind: Set, was so viel heißt wie Setzling oder Ersatz. „Denn sie sagte: Gott setzte mir einen anderen Nachkommen anstelle Abels, weil Kain ihn getötet hat.“
Ehrlich und mutig schaut sie auf ihre Familiengeschichte und vergisst keines ihrer Kinder.
Der Tod kann nicht ungeschehen gemacht werden. Aber durch die Wahl des Namens bekennt Eva, dass Gott ihrer Familie eine Zukunft gibt. Mit dem „Setzling“ tut sich etwas Neues auf. Dass ihr Sohn gestorben ist, ist nicht das Ende, aus Verlust und Versagen schafft Gott eine Zukunft. Nach dem Schrecklichen sind Eva und Lisi zu Neuem fähig. Wo Schuld, Tod, Ende ist, schenkt Gott – mithilfe der Frau – neues Leben.
Täglich wird Leben zerstört, im Abschied, im Konflikt, in der Pandemie, in der Pleite. Jeder Tod verändert das Leben. Wo ist aus einem Verlust Neues entstanden?
PS: Heute ist das Fest des Hl. Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens. Mit P. Georg und Max begleitet er uns. Wie oft hat er nach Niederlagen Großes empfangen und gemacht! Frohes Fest den Jesuiten und ihren Freunden! Ruth