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Du bist gegenüber dem Bösen im Vorteil

Wo sind die Schwächen, bei denen dich das Böse angreifen kann? Wenn du um die Gefahren weißt, wirst du siegen.

Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.
Gen 3,15

Keiner in der Familie hat auch nur ein einziges Schuljahr absolviert. Weder Eltern noch Kinder. So ist es auch normal für sie, dass keiner einer geregelten Arbeit nachgeht. Hier und da Schafe hüten, als Tagelöhner bei der Ernte mithelfen für ein Taschengeld und eine dicke Bohnensuppe, einen Monat zur Erdbeerernte nach Spanien, mehr und dauerhaft geht nichts. Die Mädchen haben – wie die Mutter – von verschiedenen Männern viele Kinder und landen mit den Kleinen oft zuhause, wenn sie mit den Kindsvätern gestritten haben. Dann hausen wieder alle in der kleinen Hütte. Und trotzdem hat Mitruz einen Vorsatz gefasst. Er will aus diesem Elend herauskommen. Er arbeitete am Bau, legte etwas zurück und kaufte ein Fohlen. Das junge Pferd konnte er bei den Bauern für Feldarbeiten einsetzen. So erwarb er sich einen Pferdewagen. Wo es möglich ist, bietet er seine Arbeitskraft mit Pferd und Wagen an, leben kann er davon aber nicht. Vor allem möchte er mit Cristina eine Familie gründen. Wird die Freundschaft halten, wird es eine Liebe, „bis der Tod sie scheidet“? Mitruz glaubt daran. Er will in unserem Landwirtschaftsprojekt mitarbeiten, nicht tageweise, sondern als verlässlicher Mitarbeiter, mit Anstellung.
Beim Vorstellungsgespräch schaut ihn der Leiter des Bauernhofs zweifelnd an. „Von euch ist noch keiner geblieben, spätestens nach der ersten Auszahlung war jeder wieder weg. Zeig erst einmal, ob du zuverlässig bist.“ Mitruz blickt ihm fest in die Augen. „Das wirst du sehen. Ich werde auch zur Arbeit kommen, wenn ich Geld bekommen habe. Ich trinke nicht, ich brauche das Geld für Futter. Wenn du willst, kann ich mit meinem Pferd pflügen.“ Die beiden verhandeln. Mitruz darf mitarbeiten. Und dann sagt er zum Lehrmeister: „Ich weiß, es ist schwierig bei uns. Ich will es schaffen. Wenn ich einmal nicht pünktlich bin, dann komm und zieh mich aus der Hütte raus.“ „Und keine Ausrede zählt“, ergänzt sein Meister beim Handschlag.

Der junge Mann bringt schwere Belastungen mit. Wird er dem Analphabetismus, dem Alkohol, der Promiskuität, der Armut und dem Schmutz entkommen? Für die Bedrohungen des Bösen steht in der Bibel die Schlange als Symbol. Die Feindschaft zwischen der Schlange und der Frau ist eine Realität, die sich vererbt. Das Elend bedroht die Kinder und Kindeskinder dieser Familie. Und doch macht die Bibel unserem neuen Mitarbeiter Mitruz Hoffnung. Er ist im Vorteil gegenüber der Schlange, gegenüber allen Belastungen. Er kann sie besiegen, muss aber wissen, dass er gefährdet ist. Die Misere, aus der er kommt, wird seine Achillesferse bleiben. Das Wissen um beides, um die Schwachstelle und um die Überlegenheit gegenüber der Versuchung, gibt ihm die Chance, der Not zu entrinnen. Sein Meister glaubt an ihn, trotz der vielen Enttäuschungen mit seinem Clan.

Angesichts der Not dürfen wir nicht naiv sein. Bereitschaft zur Auseinandersetzung ist gefordert. Wo sind die Schwächen, bei denen dich das Böse angreifen kann? Wenn du um die Gefahren weißt, wirst du siegen.